Workshop-Angebot "Meine Bürde"
Dies ist ein 2024 erfundenes Workshop-Angebot. Es
wünscht sich, anders als die vorherigen Workshops, eine Ausstellungszeit.
Wir entwerfen, mal im Gespräch miteinander, mal sogleich vor uns
hinwerkelnd, eine Bürde für uns. Dieser Bürde sollen wir im Psycholand-Workshop
eine ungefähre Menschengestalt und Menschengröße geben. Wir basteln sie
aus Stoff, Draht oder auch aus überraschend anderem Material.
Ein erstes
Ziel soll sein, dass wir ein Foto schießen oder auch eine Laufszene durch
einen Korridor oder auf der Straße oder über Land filmen, bei der der
Workshop-Teilnehmer, der seine Bürde gebastelt hat, sie verkehrt herum
schleppt. Also er packt seine Bürde an den Füßen, hängt sie sich an ihren
Füßen über die Schulter und schleppt sie einen Moment oder auch einige
Minuten lang durch die Gegend.
Ein zweites Ziel kann sein mit Blick auf die Verkäuflichkeit dieser Bürde,
dass man eine "Meine Künstler-Action-Figur" bastelt, irgendwie in den
Maßen eines Teddybären oder einer Barbie-Puppe, diese Action-Figur an
einer aufhängbaren Fläche festbindet und von ihr einige Exemplare
herstellt, die man dann für den Rest seines Lebens zu einem mittleren
Preis zu verkaufen versucht :-)
In der Benennung dieser zweiten Idee schwingt bereits mit, dass unsere
Bürde künstlerisch verwandt ist mit uns: Unsere Prägungen, auch, falls wir
darauf deuten wollen, unsere Traumata, aber auch, falls es sie gab, unsere
zentralen, den Lebensweg anregenden Erkenntnis-Momente dürfen ja
einfließen ins Gestalten unserer "Bürde".
Ich kenne derzeit den Entwurf einer "Artist Action Figur" im Buch "So geht
Kunst" von Grayson Perry auf S.134, die mich provoziert, "Meine Künstler
Action Figur" sehr anders zu gestalten. Grayson gibt seiner Figur einen
"Helm aus Boshaftigkeit", einen "Harnisch aus Witzen", einen "Schild aus
abgebrühter Ironie", und ein "Zynimsus-Schwert". Nein danke. Ich will eine
"Brille aus schwammigem Weitblick", ein "Antennen-Haar", einen "Harnisch
aus Vereinfachung", einen "Schild zur Abwehr von Fremdeinflüssen" und in
einer Hand eine "Waage der schnellen Entscheidungen".
Diese zwei Beschreibungen, was sich in eine "Künstler-Action-Figur" und
dann auch, hoch-skaliert, in unsere "Bürde" hineinflechten ließe, mögen
euch, liebe Teilnehmer am Psycholand-Workshop, die Richtung zeigen und
anregen. Ihr könnt, nachdem ihr die Beschreibung unseres Workshops hier
gelesen habt, locker auch zuhause, alleine oder zu zweit, euch solch eine
"Bürde" basteln und ein Foto davon schießen. Ein Hauch Vielfalt, ein
Schubs Anregung, die Möglichkeit, im Gespräch Feedback zu ertasten und die
Neugier, was bei den anderen für "Bürden" herauskommen, mögen euch aber
locken, den Psycholand-Workshop aufzusuchen.
Ihr solltet euch mit dem Bau eurer Bürde schon vor dem Workshop befassen
da hin gehend, dass ihr Material mitbringt. Wir dürfen uns durchaus nach
dem klassischen Zen-Motto treffen "Bring mit, was du suchst": Stoff,
Altkleidung, Draht, Styropor, Holz- Metall- Kunststoff-Gebilde, Stifte,
Farbe, Tacker, Nadel und Faden, Schere und Zange, auch Ösen und Ösenzange:
Der Veranstalter wird einiges anschleppen. Schleppt ruhig auch etwas
herbei. Kennzeichnet bitte alles Gerät und Material, das ihr nachher
wieder mitnehmen wollt. Eure "Bürde" und, soweit wir dazu die Zeit finden,
eure "Künstler-Action-Figuren" dürft ihr natürlich mit zu euch nehmen :-)
Soweit es uns stolz macht: Dieser Workshop kann hinüberfließen in ein
Ausstellen. Ich sehe bis zu zehn "Künstler-Action-Figuren" wie Bilder an
der Wand. Ich sehe Bürden, nachdem wir sie getragen haben, abgelegt in den
Ecken, aufgehängt von den Decken. Und last not least freue ich mich auf
einige groß gemachte Fotos, gerne in schwarzweiß: Wir als Bürdenträger.
Auch ein Bildschirm kann bereitstehen, der uns bürden-tragend in
Endlos-Schleife zeigt, soweit es einen Film gab.
Es muss kein schweres Basteln werden. Unsere Bürde darf hinfällig sein.
Wenn der Bürde die Arme oder der Kopf - falls sie sowas hat - verloren gehen,
während wir sie tragen: Wen kümmert´s. Ein Tag sollte zum Basteln und
Dokumentieren reichen. Treffen ab
11 Uhr, geschlossene Gesellschaft bis 19 Uhr, dann Ausklang bis in die
Puppen. Drei bis sieben Tage später: Die Vernissage unserer
Kunstausstellung "Unsere Bürde". Oft werde ich (Chris Mennel) das nicht machen, mit je
zehn Menschen höchstens, sonst treten wir uns auf die Füße.
Heiß- und Kalt-Getränke sollte es geben. Bringt zu essen mit oder hungert
durch. Nachher wird anders sein als vorher - das ist ein Versprechen, das
nicht viele Tage im Leben geben können. Dieser Tag gehört dazu.
Die zwei unteren Bild-Ausschnitte
dieser Seite stammen
aus Chris Mennels Fotogemälde "Doppelpuppen bombastisch" im Buch "33
Träume", S. 25 |