Du kannst so viel hineinpacken in
Geschichten, die du erzählst. Ich versuche
allerdings, möglichst wenig Geschichten zu erzählen. Vielmehr versuche
ich, über das direkt sprechen zu können, was in Geschichten hineingepackt
sein soll. Ich versuche, nicht Interpretierbares zu erzeugen, sondern
gleich auf das Thema, den Kern, die Botschaft loszulaufen.
Insofern beginne ich eine Geschichte selten mit "Es war einmal...". Einmal
geschah es aber, dass ich zwanzig Darsteller für drei Film-Drehtage motivieren
musste: Da wusste ich: Du musst eine verdammt typische Geschichte erfinden
und erzählen, damit alle am Ball sind.
Heraus kam die Story
eines aus dem Feuer geborenen Wesens,
das in einem Schloss sein unbeholfenes Unwesen treibt, bis sich die
Prinzessin seiner annimmt und die beiden als Paar die Burg verlassen. "Der
Golem", „Der Froschkönig“ und „Die sieben Raben“ standen bei meiner Story
Pate :-)
Und die Botschaft dieses Märchens? Ich habe keine
Ahnung. Märchen arbeiten nicht mit dem Fausthammer á la "„Mittler zwischen
Hirn und Händen muss das Herz sein" (Film "Metropolis"). Das Verfolgen von
Zielen, die Schicksalsschläge, die Rollenverteilungen: Märchen laufen naiv
ab.
Märchen auf klassische Weise sind Kinderwelt. "Kunstmärchen" von literarischen Autoren
hingegen beziehen typisch erwachsene Sichtweisen
mit ein ("Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern" von H:C. Andersen
ist Sozialkritik. "Die Nachtigall und die Rose" von Oskar Wilde lässt
Märchenhaftes an der Wirklichkeit scheitern).
In meinem Objekt steigt ein fremdes Biest aus einer
Plüschtasche. Wir wissen nicht wer und wohin. Wir lauschen einfach. Wir
haben keinen Draht zu einer "Botschaft". Wir folgen gespannt der Fährte
und lernen dazu. |